"WoW dank Token Pay2Win-Paradies" - Goldseller plaudert aus dem Nähkästchen

WoW Gold

Habt ihr euch schon mal gefragt, warum ein Goldseller in World of Warcraft das tut, was er tut, wie viel er mit seinem "Job" verdient, wie sein Alltag aussieht und wie groß die Gefahr tatsächlich ist, erwischt zu werden? In einem Gespräch mit dem Youtuber MetaGoblin plauderte genau so ein Goldseller (Redmage) vor einiger Zeit aus dem Nähkästchen. Ihr könnt euch das mehr als 70 Minuten lange Video im Folgenden geben, im Anschluss fassen wir euch die wichtigsten Erkenntnisse zusammen.

Insider-Infos vom WoW-Goldseller

  • Redmage hat das erste WoW-Gold zu Geld gemacht, um eine Arztrechnung für eine kranke Katze bezahlen zu können. Das klappte so gut, dass er sich fragte: Warum arbeite ich eigentlich in der Fabrik, um 6,50 Dollar pro Stunde zu verdienen, wenn mir der Verkauf von WoW-Gold locker 20 Dollar pro Stunde bringt?
  • Los ging es für ihn in Burning Crusade und mit Farmrunden mit dem Paladin in den Klingenhauer-Dungeons. Mit den Splittern, die es durchs Verzaubern gab, konnte er etwa 22 Dollar pro Stunde machen. Aufbauend darauf folgten dann weitere Farmmethoden mit unterschiedlichen Klassen, etwa in Düsterbruch Ost.
  • Wenn man selbst farmt (und abseits der Farmrunden WoW ganz normal spielt) und dafür keine Bots und Automatismen nutzt, wird man von Blizzard als normaler Spieler betrachtet, der nicht negativ auffällt. So zumindest die Erfahrung von Redmage, der mit seinem Account nie gebannt wurde. Außerdem hilft es, wenn man sich bei der Weitergabe des Goldes nicht unnötig doof anstellt. Am Nachmittag mit einem Level-1-Charakter einem anderen Spieler eine fünfstellige Goldsumme zustecken, das könnte auffallen. Weniger auffällig ist es, einen Twink in die Gilde einzuladen und dieser hebt die vereinbarte Summe aus der Gildenbank ab. Oder man reicht statt Gold einfach Ingame-Gegenstände weiter, die dem Goldwert entsprechen. Alternativ ist es sogar weniger auffällig, einfach mit seinem Hauptcharakter die Summe weiterzureichen, schließlich hat sich dieser das Gold hart erarbeitet.
  • Zuerst verkaufte Redmage sein Gold an eine kleine US-Goldseller-Webseite, im Kurs von 22 Dollar für 1.000 Gold. Die Webseite verkaufte die 1.000 Gold dann für 25 bis 30 Dollar, abhängig vom aktuellen Marktpreis. Netter Nebeneffekt: Über den Verkauf von Gold konnte man sich auf der Webseite Treuepunkte verdienen, die man dann gegen neue Kopien von WoW eintauschen konnte (falls man mal gebannt wird). Über das Forum der Webseite konnte man sich darüber hinaus nützliche Tipps für gute Farmrouten holen oder mit anderen Spielern zu Farmgruppen zusammenschließen. Redmage selbst war etwa einige Zeit mit Spielern aus Südvietnam unterwegs, die er über das Forum kennengelernt hatte. Von denen lernte er unfassbar viel über das effiziente Farmen von Gold in WoW.
  • Redmage hat von Burning Crusade bis zum Ende von Warlords of Draenor Gold zu Geld gemacht. In BfA gab es dann aber noch einmal ein kurzes Comeback, als ein bekannter WoW-Spieler 2,5 Millionen Gold benötigte. Es dauerte drei Monate, um das Gold zu farmen. Dafür gab es 230 Dollar.
  • In Wrath of the Lich King kam Redmage auf etwa 300.000 Gold pro Monat. Jeweils 1.000 Gold waren damals etwa 20 bis 23 Dollar wert. Nach WotLK schlug erstmals die Inflation zu. Für 1.000 Gold gab es nur noch etwa 15 Dollar. Nach Cataclysm waren es 7 bis 8 Dollar pro 1.000 Gold.
  • Als Blizzard 2011 gerichtlich gegen den Bot WoWGlider und den Betreiber vorgegangen ist, erreichten die Entwickler genau das Gegenteil: Der nicht aufspürbare Bot wurde verteilt und fortan unter verschiedenen Namen von verschiedenen Bot-Verkäufern angeboten. Auf die Art erreichte er eine deutlich größere Verbreitung.
  • Redmage hat auch mal versucht in Aion Geld zu machen, doch war das Spiel von Tag 1 an mit einer unfassbaren Menge an Bots verseucht. In Eve Online hatte er eine Zeit lang eine Flotte aus mehreren Accounts, die gezielt Mining betrieben haben.
  • Redmage hat sich nie daran beteiligt, Gold von anderen Accounts zu stehlen, doch weiß er, dass viele Unternehmen einen starken Fokus auf Phising-Strategien gesetzt haben und bis heute setzen, um an die Anmeldedaten von Spielern zu kommen. Der Goldseller selbst wurde auch einmal Opfer eines Hackers, weil sich sein Bruder für den gemeinsamen Account Addons von einer wenig vertrauenswürdigen Seite besorgt hatte. Zu dieser Zeit war der Account noch nicht über den Authenticator geschützt.
  • Viele Unternehmen hinter den Goldsellern sitzen in Ländern wie Vietnam oder Indien, die nicht unter die US-amerikanischen Gesetze fallen und daher nicht belangt werden können.
  • Laut Redmage fanden Bannwellen von Blizzard lange Zeit vor Quartalsberichten statt, um die zahlreichen Bot-Nutzer dazu zu bringen, neue WoW-Versionen zu kaufen. Seiner Meinung nach wollten die Entwickler auf die Art ihre Zahlen besser aussehen lassen.
  • Derzeit spielt Redmage auf dem WotLK-Classic-Server Mankrik und sieht dort täglich zig Bots, die fast rund um die Uhr die immer gleichen Dinge farmen, um Gold zu machen. Wirkungsvolle Maßnahmen gegen diese Bots sind für Redmage nicht spürbar.
  • Wer heutzutage Geld mit Gold in Retail-WoW machen will, braucht laut Redmage eine entsprechende Infrastruktur und dutzende Bots, die parallel Gold farmen. Auf der anderen Seite muss man wohl 25 bis 30 Stunden an Farmzeit einplanen, um sich das WoW-Token für den kommenden Monat zu verdienen. Bei diversen Goldsellern bekommt man das gleiche Gold für 5 Dollar, warum also die Zeit investieren? Das WoW-Token ist für Redmage daher nur ein weiterer Anreiz für den Kauf von Gold, statt ein Werkzeug, um Echtgeldhandel zu verhindern. Was das Token geschafft hat, aus Sicht von Redmage: Goldseller verdienen weniger, Blizzard mehr und WoW ist jetzt ein Pay2Win-Paradies.

Quelle: Buffed